Da sitzt Du nun, siehst aus dem Fenster, siehst, was Du immer siehst, Himmel, Bäume, Dächer.
Der Himmel, grad grau, manchmal strahlend blau oder blauweiß gescheckt, wie hübsch!, doch das ist längst nicht alles, blut, glutrot leuchtet er am Abend, fahlgelb vor dem Gewitter.
Bäume, in unterschiedlichsten Grüntönen, bewegt vom Wind, belebt vom Schwirren und Singsang der Vögel. Oder schwarzkahl sich reckend, Knochenfingern ähnelnd.
Und auch die starren Dächer scheinen Eigenleben anzunehmen, schimmern warm orangebraun, beschienen von der Sonne blenden sie rot, bedeckt vom Schnee gleißen sie weiß.
Wie variabel! und doch bleibt es, was es ist.
Da sitzt Du nun und siehst in Dich, siehst Du was?
Sie sieht in sich und erblickt; die Furcht vor dem Nichts wieder unbegründet, noch unbegründet, die beinahe gewisse Ahnung, eines, nicht mehr fernen, Tages, zu schauen, zu suchen und nicht zu sehen verliert ihre diffusen Konturen, doch noch ist die Leere gehaltvoll, ihr Spüren ist begleitet von Trauer und Qual.
Die Hoffnung auf das Nichts wieder zerschlagen, wann weichen Trauer und Qual, wann wird das Erblickte erkannt ohne schönende Täuschung, ohne ängstigende Verzerrung?
Sie lächelt. Bald.
schnipp ... schnapp ... ritsch ... ratsch ...
abschneiden, zerschneiden, durchschneiden
Bleibt was? Undurchtrennbar? Unzertrennlich?
abgeschnitten, zerschnitten, durchschnitten
Was blieb?
soll ich schneiden, lass ich schneiden, soll ich schneiden lassen?
ist geschnitten? Kann man flicken?
durch ist durch
ab ist ab
weg ist weg
feinste Fäden überdehnt, kein Schnitt nötig, sie werden am Gewicht der Welt
zerreissen
Benommen in der Sonne sitzen, Wärme auf der Haut ist schön, der Wind verstreichelt das Sengende, nichts und niemand streicht die Gedanken aus dem Kopf, die, tobend kreuz und quer, Streitgespräche führen, Fangen spielen, sich erhaschen, ringen, niederwerfen, die Gedanken liefern sich blutige Gefechte, da ist kein Richer, kein Schlichter weit und breit, es herrscht Anarchie in meinem Kopf -
- während der Wind sanft durchs Haar fährt, die Sonne hinter geschlossenen Augen bunte Lichter blitzen lässt -
- gibt es wie immer keinen Sieger, die Gedanken haben sich erschöpft sind nun müde, gehn zur Ruh,es bleibt ein Schlachtfeld, und Versinken in Schwermut, ertrinken, meinetwegen, nur ein wenig Geduld braucht´s, Geduld und Besonnenheit, sich wehren wäre fatal, bitte nicht strampeln, lass es, ergib Dich, der strampelnde Frosch kam auch nicht weit, erinnerst Du Dich?, die Sahne strampelte er zu Butter, hüpfte in die Freiheit um, bevor er sich´s versah, von einem spitzen Storchenschnabel zerstückelt zu werden,ein grauenhaftes Blutbad war´s, die Angst des Frosches, unvorstellbar, das erzählen sie nicht, die Leute, der andre Frosch ertrank, ja, und er hat die Sonne nicht mehr gesehen, das muss kein Nachteil sein, lieber ertrinke ich in Sahne als in Angst und Schrecken, in Furcht vor dem Schlachtfeld leben.
Hoffnung auf Halt
in künstlichen Welten
da wird eingesperrt, ausgesperrt
gehalten wofür kein Platz ist
entfernt wofür kein Platz scheint
neonlichter oder dunkles moos?
such Dir aus, was Dir gefällt und richte Dich ein