Und sie begann in dem Buch zu lesen, und was sie las, sprach die lahme Seite in ihr an, nicht lahm im Sinne von langsam; lahm im Sinne von
gelähmt, gefühllos, unspürbar, vergessen.
Die kleine verspürte Berührung durch den kleinen Reiz der Worte zeigte ihr,
daß da noch was ist. Etwas das, wenn auch vergessen, da lange nicht gespürt,
doch nicht tot ist.
Frische Tünche auf das blaßfahle ausgemerkelte Dasein.
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"Ich bin eine seelische Apoplektikerin.
Kann aus Tünche Haut werden?
Lebendige, fühlende Haut, empfindsam und wärmend und schützend?
Ich brauch eine neue Haut, die alte ist kaputt.
Das bloße nackte Sein tut nur weh.
Ich brauch eine neue Haut, sie soll an mir wachsen und mit mir wachsen, mich nicht zur Erstarrung zwingen wie die Tünche, die bei der kleinsten Bewegung abblättert und zerspringt. eine wärmende Haut, die mich nicht in sich frieren lässt wie die dicken Mauern, eine luftige Haut, die mir nicht die Luft zum Atmen raubt wie der Panzer.
He! Ich brauch eine neue Haut!
Wo krieg ich die her? Kann man die kaufen? Gibt´s die grad im Sonderangebot?
Egal, wie sie aussieht. Wem sie nicht gefällt, der soll wegsehen."